Ein Interview mit Prof. Dr. Peter Szyszka über seine Karriere und Zeit an der HsH

„Bei mir ist die fachliche Neugier bis heute nicht erloschen.“ – Was Peter Szyszka in seiner Karriere geprägt, welches sein Lieblingsraum in der HSH ist und welchen Rat er an die Kommunikator:innen von morgen hat, erfahrt ihr im Interview!

Wenn Sie an Ihren ersten Tag als Professor zurückdenken: Was hätten Sie damals gerne gewusst?

Ich sag es mal anders: Ich selbst bin im alten Hochschulsystem groß geworden, dass mehr Freiheiten für fachliche Ausgestaltung und persönliche Entwicklung bot als heute Bachelor und Master mit ihrer Modularisierung. Mit meinem Antritt als Professor in Lingen begannen die Vorbereitungen für die Umgestaltung. Die negativen Dinge, die wir damals für die Entwicklung von Lehre und Forschung vorhergesagt haben, sind nicht nur eingetreten, sie sind häufig drastischer ausgefallen als erwartet, allem voran die Überbürokratisierung. An manchen Stellen bin ich da konservativ geblieben, was für alle Beteiligten nicht immer einfach war.

Gab es ein Ereignis oder eine Entscheidung, die Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Sicher die Entscheidung, ins deutschsprachige Ausland zu gehen, 2004 für fünf Jahre in die Schweiz, danach zweieinhalb Jahre nach Wien, ehe ich nach Hannover gekommen bin. In der Schweiz habe ich mit dem HarbourClub, eine informelle, aber sehr produktive Plattform führender Chief Communications Officers kennengelernt: Unsere Vorstellungen von Unternehmenskommunikation haben sich von Anfang an gedeckt. In Wien habe ich gelernt, wie Kommunikation in einem Mikrokosmos funktioniert, denn fast alles Wesentliche in Österreich, nicht nur der Kommunikationsbranche, ist dort konzentriert. Geprägt hat mich vor allem aber der Blick von außen auf Deutschlands Strukturen und Bürokratien. So ein Blick bleibt und er macht es nicht immer einfach, unsere Lebenswelt, so wie sie ist, widerspruchlos zu ertragen.

Welches ist die kurioseste Frage, die Ihnen je ein Studierender gestellt hat?

Ich habe meinen Studierenden immer gesagt, dass es im Studium keine Frage gibt, die so dumm ist, dass sie nicht gestellt werden dürfte. Spannend fand ich immer die Fragen, bei denen ich eingestehen musste, dass ich sie nicht spontan beantworten kann und eine Antwort auf die kommende Sitzung vertagen musste. Häufig haben Studierende dann auch selbst recherchiert und wir hatten spannenden Diskussionen, weil alle Beteiligten gut vorbereitet waren.

Gab es eine PR-Kampagne, bei der Sie dachten: „Das hätte mein Erstsemester besser hinbekommen“?

Naja, sagen wir mal unsere Lehr-/Lernagentur. Als langjähriger Vorsitzender der Jury des Deutschen PR-Preises habe ich viele Kampagnen gesehen, auch weniger gute. Ihnen fehlten meist systematische Analyse und tragfähige kreative Leitideen. Beides prägt die Lehr-/Lernagentur. Das können unsere Studierenden besser Der Junior-Award des Deutschen PP-Preises, bei dem sich Studierenden und Berufsanfänger einem Wettbewerbsthema stellen müssen, zeigt zudem, wie wertvoll es ist, wenn man noch mit unverbrauchten Ideen hantieren kann.

Was würden Sie eher übernehmen: Die Kommunikation eines gestrandeten Kreuzfahrtschiffs oder die Social-Media-Kanäle der Uni?

Da ich absolut nichts von Kreuzfahrten halte, zweifellos die Social-Media-Kanäle der Hochschule, gemeinsam mit einem qualifizierten Team aus Studierenden, die umsetzen, was wir gemeinsam strategisch planen.

Gibt es einen Trend in der Branche, den Sie gar nicht verstehen?

Verstehen schon, aber nicht leiden kann: Schaumschlagen. Kaum schlägt ein neuer Begriff auf, gibt es ein Heer von PR-Glücksrittern, die sich als besondere PR-Versteher gerieren und anbieten. Nachhaltigkeit, KI, Haltungskommunikation, jeder kann bei Google oder Yahoo sehen, was ich meine.

Welchen KI-Prompt können Sie wärmstens empfehlen?

„Szyszka – PR-Theorie“: Da kann jeder sehen, dass mir ChatGPT noch nicht auf die Schliche gekommen ist

Welches ist Ihr Lieblingsgericht aus der Mensa?

War, bis zum „Mensa-Hochwasser“ Grünkohl, danach war ich nicht mehr in der Mensa, nicht weil die Mensa schlecht wäre, sondern mein Lehrplan mir keine ausreichenden Mittagspausen mehr eingeräumt hat.

EP12 oder Planet?

Ganz klar: EP12 2.14, mein absoluter Lieblingsseminarraum. Schön, dass meine letzten Lehrveranstaltungen dort stattfinden konnten.

Welche Menschen haben Sie im beruflichen Kontext stark geprägt?

Zunächst meine Professoren Siegfried Weischenberg und Arnulf Kutsch an der Uni Münster, Weischenberg, weil er mir als akademischer Lehrer Vorbild war, Kutsch, weil er mir die Augen dafür geöffnet hat, Gegenwart immer aus der Vergangenheit heraus zu verstehen ist, so habe ich das über die Jahre auch immer gelehrt. Dann Klaus Kocks, früherer Markenvorstand Kommunikation bei VW, bei dem ich das strategische Denken gelernt habe. Und nicht zuletzt meine liebe Kollegin Ulrike Buchholz hier in Hannover durch unsere gemeinsame Arbeit an unseren beiden Studiengängen.

Was nehmen Sie sich für den Ruhestand vor?

Die drei Bücher zu Ende zu schreiben, deren Fragmente auf meinem Schreibtisch und in den Tiefen meiner Festplatte ruhen, so mir die Zeit dafür gegeben bleibt. Und wenn mich die Fachentwicklung abhängen sollte, dann gibt es auch noch andere Dinge im Leben.

Welchen Rat möchten Sie uns, als die Kommunikator:innen von morgen, abschließend noch mitgeben?

Da zitiere ich gerne meinen geschätzten Praxis-Kollegen Cornelius Winter von den 365Sherpas in Berlin: „Haltung“. Das bedeutet, Standpunkt einnehmen und selbstbewusst vertreten, offen und transparent kommunizieren und auch Konflikte nicht zu scheuen, denn Konsens bedeutet meistens Stillstand. „Haltung ist das, was meistens gefehlt hat, wenn der Weg des geringsten Widerstands beschritten wurde, der sich dann als Irrweg erweist“. Und: Immer neugierig bleiben. Das ist der Treiber: Bei mir ist die fachliche Neugier bis heute nicht erloschen.

Danke, dass Sie uns an Ihren Erfahrungen und Erkenntnissen teilhaben lassen hast, Herr Szyszka!

Wenn ihr euch auch im PRSH engagieren möchtet, meldet euch gerne bei uns!

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